In den Artikeln der vergangenen Wochen wurde schon öfters die Prohibition erwähnt (Die Geschichte von Glenfiddich). Das ist kein Zufall, denn die Prohibition spielte eine große Rolle in der Geschichte des Whiskys. Schotten und Iren streiten sich, wer den Whisky erfunden hat – jedenfalls ist sicher, dass die Amerikaner „nur“ einen Kunden darstellen. Doch man sieht hier, dass alte Sprichwörter echte Wahrheiten beherbergen: Der Kunde ist König. Zumindest, wenn es sich bei dem Kunden um eine ganz Nation von Whiskyfreunden handelt, die mit Freuden die verschiedenen Trinkkulturen ihrer vielseitigen Einwanderer aufsaugt. Das neue, große, wilde Amerika bot einen nährreichen Boden für gutes Getränk und erst hier konnte der Whisky der britischen Inseln richtig aufblühen und seinen Platz im Rampenlicht genießen.

Rezept für ärztlich verschriebenen Alkohol, Wikimedia Commons

Doch Amerika war schon immer ein Land unterschiedlicher Geister und bereits im 19. Jahrhundert gewann die Abstinenzbewegung an Fahrt. Im Gegensatz zu heutigen Konnotationen in Bezug auf „Abstinenz“ ging es hier nur um Drogen, oder noch spezifischer: Alkohol. Der Alkoholkonsum sei Schuld für die mangelnde Tugendhaftigkeit der Menschen und man stellte sogar die These auf, Alkohol schade dem menschlichen Erbgut.

Dies spitzte sich zu, als 1919 der achtzehnte Zusatzartikel im Kongress vorgestellt wurde, der Herstellung, Verkauf und Transport berauschender Flüssigkeiten verbot. Eine Flüssigkeit galt als „berauschend“, sobald ihr Alkoholgehalt mehr als 0,5% betrug. Der damalige Präsident der vereinigten Staaten, Woodrow Wilson, stimmte gegen diesen Zusatzartikel, doch der Kongress überstimmte sein Veto. 1920 trat der Zusatzartikel in Kraft und bedeutete somit das Ende für Alkohol im wilden Amerika – oder nicht?

Whisky in der Prohibition

Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Und eigentlich hatte der Staat Amerikas auch einfach nicht die nötigen Mittel, den „Volstead Act“ (das Gesetz zur Durchführung des achtzehnten Zusatzartikels) auf regionaler Ebene auszuüben. Um 1925 gab es in New York alleine zwischen 30.000 und 100.000 sogenannter „Speakeasy Clubs“ – Flüsterkneipen, in denen illegal Alkohol ausgeschenkt wurde.

Leute rauchen und trinken in einem Speakeasy, der als Gemischtwarenladen getarnt ist. Von Provincial Archives of Alberta [No restrictions], via Wikimedia Commons

Doch es war oft kein richtiger Scotch, der hier ausgeschenkt wurde. Einerseits stellten die Leute selber in ihren Kellern alkoholische Getränke zweifelhafter Qualität her, andererseits hatten auch bestimmte Industrien Genehmigung, Alkohol zu verwenden. Dieser industrielle Alkohol musste „gewaschen“ werden um ihn trinkbar zu machen und war auch im Endeffekt kein sauberes Produkt. Diese Gebräue wurden oft dank täuschend echter Flaschen und Etikette als Raubkopien der bekannten Alkoholmarken verkauft, womit das Image vieler Whiskymarken großen Schaden erlitt.

Es gab nur zwei legale Arten von Trinkalkohol: entweder zum religiösen oder zum medizinischen Zweck. Als Medizinmittel wurde Whisky weiterhin auf direktem Wege nach Amerika befördert, jedoch in sehr viel geringeren Mengen als vor der Prohibition. Hier konnte man sich sicher sein, in den Genuss von echtem Qualitätswhisky zu kommen. Man benötigte lediglich ein Rezept – das man entweder vom Arzt bekam oder fälschte.

Die einzige andere Weise, verlässlichen Whisky zu bekommen, war durch den Schmuggel. Man kann anhand der Zahlen beobachten: dank der Prohibition explodierte über Nacht der Export von Whisky zu den benachbarten Ländern und nahegelegenen Inseln Amerikas. Man brachte den Whisky praktisch überall hin: nach Kanada, zu den westindischen Inseln, zu den Inseln Saint-Pierre und Miquelon. Hauptsache, die darauf folgende Überfahrt nach Amerika war praktikabel und geschützt vor den Augen der Obrigkeit.

Unter anderem gelang hier ein spezieller Schmuggler zu internationaler Berühmtheit: William McCoy, von dem sich das Sprichwort „It’s the real McCoy“ ableitete. Denn er wurde bekannt dafür, nur unverdünnte und reine Ware an die Küste Amerikas zu befördern.

Der Kampf gegen das organisierte Verbrechen

Egal auf welchem Wege der Alkohol an den Mann gebracht wurde: Es benötigte gewaltiger Organisation und Logistik. Schon bald entstanden überall organisierte Banden, die den gesamten Prozess kontrollieren und verwalten konnten: von der Herstellung in verborgenen Brennereien bzw. der Beschaffung des Gebräus aus Übersee, über Lagerung und Transport bis hin zur Beförderung in Speakeasy Clubs, Kneipen, Restaurants und andere Vertriebskanäle. Diese Banden strebten danach, völlige Kontrolle über ihr Revier zu gewinnen und dieses nach und nach zu vergrößern. Mit der Zeit fingen die Banden verschiedener Städte an, miteinander zu kooperieren und sie erweiterten ihr Geschäft auf alle möglichen anderen Übeltaten. Das organisierte Verbrechen Amerikas ward geboren – ursprünglich nur, damit der einfache Mann weiterhin seinen Whisky trinken konnte.

In den späten 20ern entstand in New York City die amerikanische Mafia durch die Kooperation italienischer Schmuggler und anderer Gangster. Einer der berühmtesten Gangster dieser Zeit ist Al Capone. Sein Reichtum im Jahre 1927 wird auf 100 Millionen Dollar geschätzt. Und bereits im Jahr 1932 kam der Film Scarface heraus, der auf Al Capones Schandtaten basiert. Und dieser Film wiederum diente als Basis für den späteren Scarface Film mit Al Pacino.

Doch nicht nur die Taten der Gangster wurden romantisiert und in Büchern und Filmen wiedergegeben – auch ihre Widersacher erlangten den Status von Legenden. 1929 nämlich wurde der 26jährige Eliot Ness als Spezialagent angeheuert, um Al Capone das Leben schwer zu machen. Dabei heuerte Eliot Ness neun Männer an, die in kürzester Zeit den Ruf gewannen, absolut unbestechlich zu sein. Deswegen nannte man sie auch die „Untouchables“. 1932 gelang es ihnen, Al Capone ins Gefängnis zu befördern. Die Fernsehserie „Untouchables“ aus den frühen 60ern basiert auf ihren Heldentaten.

Das Spiel zwischen Gangstern und Gesetzeshütern prägte die Kultur Amerikas bis heute – zahlreiche große Gangsterfilme wurden immer wieder produziert, lange nach dem Ende der Prohibition 1933. Nicht selten genießen diese Filme sowohl hohen kommerziellen Erfolg als auch den Lob der Kritiker. Es ist ein Teil Amerikas, wie es der Wilde Westen davor war.

Whisky aus der Prohibition

Wie erwähnt war Alkohol nicht komplett illegal: so gab es vor allem den Alkohol zu medizinischen Zwecken. Aus diesem Grunde hatten sechs Whiskey-Produzenten in Amerika Erlaubnis, zur Zeit der Prohibition medizinischen Whiskey abzufüllen und zu verkaufen. Nach Ende der Prohibition waren tausende dieser Flaschen unverkauft übriggeblieben. Hier hat die L.A. Whisk(e)y Society eine Vielzahl dieser alten medizinischen Whiskeys verköstigt: Medicinal Whiskey: A Tasting from Prohibition.

Cutty Sark Prohibition Edition Blended Scotch Whisky (1 x 1 l)
  • Farbe: Gold.
  • Nase: Komplex, weich, reife Zitrusfrüchte, Honig, Gewürze.
  • Geschmack: Cremig, Toffee, pfeffrige Noten.
  • Abgang: Lang anhaltend.
  • perfekt als Geschenk

Doch man kann auch einfacher in den Genuss eines Whiskys aus Prohibitionszeiten kommen. Oder zumindest in den Genuss eines Replikats, dank dem speziellen Cutty Sark Prohibition Edition. Dieser ist dem Cutty Sark Blended Scotch nachempfunden, der zur Zeit der Prohibition in Massen nach Amerika geschmuggelt wurde. Bereits bei der Flasche hat man auf Detailtreue geachtet: schwarze Glasflasche mit Korkenverschluss, wie es zu der Zeit üblich war. Und im Gegensatz zum heutigen Cutty Sark, der einen Alkoholgehalt von 40% aufweist, besitzt die Prohibition Edition 50%. Kirsteen Campbell, die Master Blenderin der Brennerei, verspricht folgendes:

„This blend is created with exact precision as Captain McCoy himself would approve to celebrate the 80th anniversary of such a significant era.“

Wir hoffen, dass Ihnen diese Geschichtsstunde des Whiskys gefallen hat. Teilen Sie uns gerne Ihre Meinung in den Kommentaren mit.